Oder sollte ich fragen: „Haben wir aus Corona was gelernt?“ Oder DURCH Corona? Oder MIT Corona? Oder vielleicht WEGEN Corona?
In meinem Dafürhalten kommt es hier nicht auf die Formulierung an. Das Ergebnis ist nämlich immer das gleiche: Wir haben nichts gelernt.
Böses Statement? Nein.
Aber vielleicht hilft ein Blick durch unterschiedliche Brillen (nicht wirklich meine, aber die von vielen):

Die Mutter: „Herr, lass Corona endlich vorbei gehen. Wenn nochmal eine Schließzeit, nochmal Fernunterricht kommt, bekomme ich die Krise. Wie soll ich denn hier klarkommen?
Kinder betreuen, mit ihnen lernen, kontrollieren, ob alles gemacht wurde und nebenbei noch meine Arbeit. Die sollen die Schulen gefälligst offen lassen. Da lernen meine Kinder wenigstens was (und ich kann in Ruhe meiner Arbeit nachgehen).“

Die Lehrerin: „Also ganz ehrlich, wenn die jetzt wieder die Schulen schließen, bekomme ich meine Arbeiten nicht mehr geschrieben. Ganz abgesehen davon, dass ich den Stoff sowieso nicht durchbekomme. Andererseits: Der Fernunterricht hatte schon auch sein Gutes. Die Videokonferenzen waren viel besser strukturiert, als ich es sonst von meinem Unterricht kenne, die Schüler haben aber auch viel weniger gestört. Vielleicht ist das ja das Unterrichtsmodell der Zukunft? Ok, die Aufgaben haben sie nicht immer perfekt und manchmal auch gar nicht gemacht, aber das ist ja sonst auch so… Also liebes KM, wenn ihr die Schulen dicht machen wollt, dann bitte über einen Zeitraum von mehr als vier Wochen, dann passt das mit den Klassenarbeiten auch wieder.“

Die Schüler:innen: „Nicht schon wieder… lasst doch die Schulen offen. Wisst ihr eigentlich, wie ätzend das Zuhause war? Alle da, keiner für sich, und jeder am Motzen. Ich dachte immer, ich bin in der Pubertät, aber ganz ehrlich, ich glaub der Rest der Familie auch. Ist ja nicht so, dass es nur Mist ist im Fernunterricht. Da kann man sich toll wegducken, ohne dass es groß gesehen wird. So viele Serien wie im letzten Jahr hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Und das Zeugnis war ok, hat sich ja keiner getraut, schlechte Noten zu geben. War ja Corona.
Was mich schon angekotzt hat: Ich hab eigentlich kaum Zeit gehabt, was mit Freunden zu machen und der Sport war auch nichts. Wenn ich heute wählen dürfte, würde ich Schule wählen. Auch wenn die dann wieder voll stressen, weil sie jetzt noch auf Druck alle Klassenarbeiten schreiben wollen, falls die die Schulen doch nochmal zumachen.“

So oder ähnlich könnte es klingen.
Ich gebe zu, ich habe die Väter vernachlässigt. Warum? Weil ich mir (leider) ziemlich sicher bin, dass es die Rolle der Mütter ist, den „Schulausfall“ aufzufangen. Wenn die Väter selber im Homeoffices sind, ist das nochmal eine andere Sache und macht vermutlich auch keinen Spaß. Dann sind noch mehr Menschen auf engem Raum zusammen.

Worauf ich hinaus wollte: Wird Corona irgendwas hinterlassen haben, das mehr ist als digitale Müdigkeit, als der Frust über nicht unterrichteten Stoff und das Stoßgebet, es möge wenigstens Betreuung angeboten werden?
Immer wieder hört man von „Corona als Brennglas“, spricht man davon, dass Corona Mängel und Probleme deutlich gemacht hat. Das heißt dann ja aber: Es gab das alles schon vorher.
Und hier sind wir beim Thema:
Wenn wir nicht vom Kind aus denken, den Menschen in seiner Würde sehen, was sind wir dann, was ist SCHULE denn dann? Nichts weiter, als eine Aufbewahrungsstätte, ein Ort, der einem Curriculum verhaftet ist, das mehr von gestern als von morgen ist, ein Raum, in dem kein Raum für eigenständige Entwicklung bleibt, weil dafür die Zeit fehlt.

Was also muss eine Schule leisten, die sich dem Kind verschrieben hat? Und wie sehr spielen die Lebensumstände der Eltern hier auch eine Rolle?
Wenn wir „Schule neu denken“, Schule „vom Kind aus“ denken, müssen wir dann nicht auch die Lebensrealität unserer Kinder in den Blick nehmen? Und dazu gehört das familiäre Umfeld.