Ich hab nachgedacht. Das soll ja manchmal helfen.
Im letzten Schuljahr war ich an einer gewerblichen Schule tätig. Nach 11 Jahren gymnasialer Oberstufe durfte ich im AV-Dual unterrichten. Als es um die Verlängerung an der Schule ging, war für mich klar: „Ich bleibe gern an der Schule, aber NUR, wenn ich wieder ausschließlich im AV-Dual arbeiten darf. Ich verwende absichtlich den Begriff „arbeiten“, denn das AV-Dual verlangt viel mehr als einfachen Unterricht. Der kann da noch so toll vorbereitet sein, noch so schön digital rüberkommen, noch so viele verschiedene Sozialformen abbilden, wenn die Basis nicht stimmt, war alles umsonst.

Hattie sagte mal was von der Wichtigkeit der Lehrperson. Mir war das immer klar, heute würde ich meine Hand dafür in Feuer legen. Wenn ich zurück denke, an meine Schulzeit, dann gab es wenig, das mich so sehr interessiert hätte, dass das „intrinsische Lernen“ gewonnen hätte. Aber ich hatte Lehrerinnen und Lehrer, für die hab ich gelernt. Klingt schräg… Vielleicht muss ich umformulieren: Es gab Lehrerinnen und Lehrer, die wollte ich nicht enttäuschen, vor denen wollte ich ich nicht blamieren. Und deshalb hab ich gelernt. Und ich hab mich gefreut darüber, wenn ich von denen dann auch mal gelobt wurde. Und es gab Lehrpersonen, die waren mir schlicht und ergreifend egal. Ich war frech, ungezogen und hab über die denkbar schlechten Noten maximal gelächelt.

Als ich mein zweiwöchiges Unterrichtspraktikum machte, sagte meine ehemalige Geschichtslehrerin (ja, ich habe es an meiner alten Schule gemacht) zu mir: “ Ich hoffe, dass du alles zurückbekommst, was du uns angetan hast.“ Der Kunstkollege sagte das selbe in wesentlich unfreundlicheren Worten. Ich gebe zu, ich war keine Musterschülerin.

Vielleicht mag ich deshalb die schwierigen Kinder, die anstrengenden. Die, mit denen jeder Zoff hat. Weil ich selbst so war.
Unterrichten kann jeder (liest man ja auch in der An-Werbung für den Lehrer*innenberuf in Baden – Württemberg), und manchmal muss man sich dafür auch ein gerüttelt Maß an Fachwissen aneignen, aber arbeiten in der Schule macht viel mehr Spaß. Arbeiten an sich selbst und mit den Schülern. An ihrem Selbstwert, an ihrem Selbstverständnis und erst dann an den Kompetenzen, mit denen sie in die Arbeitswelt entlassen werden. Es war ein gute Jahr für mich. Vielleicht das beste seit langer Zeit. Und es war deshalb gut, weil am Schluss klar war: Wir (die Schülerinnen und Schüler, die Kolleginnen und Kollegen, die Schulleitung, die Sozialarbeiterin und unsere AV-Dual-Begleiter) haben das Schuljahr gemeinsam geschafft. Und alle haben bestanden.