Kann die Schule von heute noch die Schule von morgen sein?

Kategorie: Erinnerungen (Seite 2 von 2)

Definiere „Schule“…

Ich hab mal in die Runde gefragt: „Was ist Schule für dich?“

Kind: „Schule halt.“
Ich: „Heißt?“
Kind: „Schule eben.“
Ich: „Und wenn du es erklären müsstest?“
Kind: „Keine Ahnung…“

Kind: „Wie, was ist Schule?“
Ich: „Ja. WAS ist Schule?“
Kind: „Ein Gebäude, das manchmal sehr nervt.“
Ich : „Sonst nichts?“
Kind: „Es ist groß, es hat viele Teile, das gibt es viele Schüler und es ist ein Ort, an den man seine Kinder schickt, wenn man seine Ruhe haben will. Finde ich jedenfalls.“
Dann hat sich das Kind, immerhin mit einem Kuss, verabschiedet.

Ganz schön schwierig, wenn du selbst aus der Ecke kommst, dass Schule so viel mehr sein könnte/sollte.
Eigentlich dachte ich auch, dass Schule mehr sei als nur ein Aufbewahrungsort. Doch in Zeiten von Corona ist Schule noch mehr zu dem geworden, was sie
-meines Erachtens nach- schon lange nicht mehr sein sollte: Ein Ort, an dem sich die Kinder aufhalten, während die Eltern arbeiten.

Und so frage ich mich: Was ist Schule denn nun wirklich?

Backflash: Für mich war Schule immer ein Ort, an dem ich gern war. Ich war eine gute Schülerin, in der Mittelstufe eher faul, und es hat noch nichtmal immer gereicht. Und trotzdem verbinde ich nichts Negatives mit dem Begriff „Schule“. Manche Fächer waren mehr für die Katz‘ als andere. Manche Fächer sind irgendwie bis zum Abi an mir vorbeigezogen (und haben mich dann mit einer unerklärlichen Wucht wieder eingeholt…), manche Inhalte haben mein Leben bereichert, andere haben mich nicht im Geringsten tangiert. Aber das war ja der Unterricht.

Ist „Schule“ Unterricht?
Ist „Schule“ NUR Unterricht?
Ist „Schule“ das Gebäude?
Ist „Schule“ etwas, das aus vielen Teilen besteht?

Das wäre dann ja immerhin ein Lichtblick. Vielleicht sollte man die Teile sinnvoll zusammensetzen.

Meine Vision: Eine Schule, die vom Kind aus gedacht für Kinder gemacht ist. Es kann nicht sein, dass wir heute noch so ticken, wie vor 200 Jahren. Damals waren die Klassen noch etwas größer (auch schon mal über 50 Kinder in einem Raum), der Lehrer war der einzige Pädagoge (oder so was ähnliches) und es ging darum, die künftigen Generationen soweit zu unterrichten, dass sie die Bedürfnisse des Staates nachvollziehen und sich damit identifizieren konnten, um dem Staat ohne tiefere Nachfrage zu dienen.

Heute versuchen wir (hoffe ich wenigstens) unsere Schüler zu mündigen Schülern mit einem eigenen Kopf und eigenen Gedanken zu „erziehen“.
Und doch steckt im Wort „erziehen“ auch das Wort „ziehen“. Was wäre denn mit „befähigen“ oder mit „darin unterstützen zu…“

Und so versuche ich, aus einem „viele-Teile-Puzzle“ ein Bild zu erstellen…
Eines, das nicht mehr dem entspricht, das ich im Kopf habe, denn ich scheine nicht mehr up-to-date zu sein.
Um zu wissen, was Kinder brauchen, muss man wohl auch Kinder fragen. Und man muss vermutlich einen guten Moment erwischen. Einen, in dem sie nicht grad am Gamen oder am Chillen sind, einen Moment, in dem sie auch mal darüber nachdenken wollen, was sie sich für ihren „Alltag“ wünschten, wenn ihnen eine gute Fee begegnete.

Und dann wird „Schule“ vielleicht ein Ort, der gut ist, ein Gefühl, für das es morgens lohnt aufzustehen.

Ein Dorf, ein Kind großzuziehen

Warum gibt es diesen Satz, diese Idee?
Was steckt dahinter?
Was hat ein Dorf, das eine Schule nicht bieten kann?

  • Menschen? – sind da
  • Gebäude? – sind da
  • Kirchen? – sind da
  • Friedhöfe? – fehlen
  • Spielplätze? – sind da
  • Geschäfte? – evtl. in anderer Form, aber da
  • Bushaltestelle? – ist da
  • Natur? – mit etwas Glück
  • Echte Bezugspersonen? – sollten da sein
  • Regeln für ein Miteinander? – sind da

Und so fehlt es, glaub ich, doch irgendwie an den Menschen.
Was macht ein Dorf aus? Die Vielfältigkeit, das Miteinander, manchmal auch das Gegeneinander.
Ich kommen aus einem Dorf, einem recht kleinen noch dazu. Und meine Schulzeit… Ich würde sagen, das „Dorf“ hat mich mit erzogen. (Die Frage ob das gelungen ist, lassen wir mal unbeantwortet…).

Der Pfarrer hat mich in der Kirche gesehen (Religionsunterricht abgedeckt…) und wenn ich mich dort nicht „benommen“ hatte, war das Thema in der Schule. Einige meiner Lehrer habe ich geduzt, wenn sie mir auf dem Schulweg begegnet sind, denn sie waren für mich mehr als nur Lehrer, im Unterricht habe ich sie gesiezt. So wie ich andere Erwachsene auch gesiezt habe, weil sich das so gehört…

Selbst beim Aprilscherz hat das „Dorf“ mitgemacht… Zum Bäcker gelaufen um eine Portion „i-bin-dumm“ und ein Schächtelchen „Hau-mi-blau“ und mit dem Verweis nach Hause geschickt worden, wäre an dem Tag schon 10 Mal über den Ladentisch gegangen und jetzt leider aus.

Auch so funktioniert lernen.
Von einander, MIT einander und manchmal auch über einander.

Was der Schule also fehlt, sind nicht nur die Friedhöfen, auch wenn ich denke, dass das Wissen um Endlichkeit und Sterblichkeit auch in die Erziehung der Kinder gehört, sondern die Verknüpfungen zwischen den Ebenen.
Das Wissen ist das eine, die Beziehungen sind das andere.

Vielleicht könnte eine Schule ja auch sowas sein wie ein „Mehr-Generationen-Haus“… Vielleicht würde das schon reichen…

Neues Jahr – neues Glück

Ich hab nachgedacht. Und ich komme immer wieder zum selben Ergebnis: Lernen hört nicht auf. Lernen ist „lebenslänglich“. Und alle machen mit.
Wieso hört der Mensch nicht auf zu lernen?
Wie oft habe ich von Schüler:innen schon gehört: Wenn ich meinen Abschluss habe, sieht mich keine Schule mehr von innen. Und doch lernen auch diese Menschen weiter und weiter und weiter.

Was ist anders „in der Welt da draußen“? Was hat die, was Schule NICHT hat, nicht leistet, nicht leisten kann oder will?

In letzter Zeit begegnet mir immer wieder die Idee, dass Schule doch eigentlich etwas mit dem Leben zu tun haben sollte. Warum sind wir nicht in der Lage, uns von den althergebrachten Mustern zu lösen.

Wie weit zurück müssen wir schauen, um eine „Schule“ zu finden, die ihre Schüler begeistert hat? Oder ist das reine Zukunftsmusik.

Wenn es Zukunftsmusik ist, dann wäre es doch JETZT an der Zeit, mit der Zukunft zu beginnen.

Neues Jahr – neues Glück.
Nicht mein persönliches Glück, nicht einfach nur ein „kleines Glück“, …
Glück bei der Suche nach Neuerungen, nach Innovation im Sinne des Kindes, vom Kind aus gedacht und für uns Große doch auch machbar. Das ist mein Wunsch für 2022.
Und die Hoffnung, dass mein Wunsch nicht nur meiner bleibe. Dass er Viele erreichen möge, die, wie ich, spüren, dass Veränderung not tut und gut tut.
Viele, die Lust dazu haben, mit- und weiterzudenken.
In einem neuen Jahr – in eine bereits angedachten und doch neue Richtung.

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