Kann die Schule von heute noch die Schule von morgen sein?

Kategorie: Neuanfang (Seite 3 von 3)

Schule im Wandel oder: Ist Schule bloß ein Gefühl?

Eigentlich bin ich ein Gewohnheitstierchen.
Eigentlich liebe ich meine Schule.
Eigentlich wollte ich da nie wieder weg.

Nach 7 Jahren sollte man wechseln.
Man sollte Platz für Neues schaffen.
Man sollte dem Neuen Platz geben.

Tatsache ist: Ich weiß das.
Die Frage, die sich mir stellt: Kann sich Beständigkeit im Wandel manifestieren? Was braucht es denn, damit eine Schule bestehen kann.

Schon immer lebte eine Schule von den Menschen.
Und wir alle wissen: Die Resultate, die Schüler:innen erzielen, hängen nicht von der Klassengröße oder der Ausstattung ab.

Chancen entstehen aus Veränderungen heraus. Ist es dann eine Chance für eine Schule, wenn sich das Kollegium regelmäßig verändert? Und wer muss blieben? Die Schulleitung? Die Klassenlehrer:innen? Wer ist wichtig, wer ersetzbar?

Heute glaube ich noch nicht daran, dass „jeder ersetzbar“ ist. Ich bin der sicheren Überzeugung, dass die Menschen die Schule machen. Vielleicht ist es nicht die Schulleitung, die unersetzbar ist.

Eine Schule ist mehr als ihre Lehrer:innen. Eine Schule ist mehr als die Schulleitung, eine Schule ist mehr als ihre Mitarbeiter:innen im Sekretariat. Soviel steht fest.

Ich bin nach Jahren wieder mal an „meine“ Schule zurückgekehrt, an die Schule die ich als Kind besucht habe. Ich hab dort auch mein Praktikum gemacht. Aber etwas war anders. Was ist passiert?

Die Schule ist nicht mehr „meine Schule“. „Meine Lehrer:innen“ sind nicht mehr da, die Schulleitung hat gewechselt, es ist umgebaut worden. Inzwischen beginnt die Schule sogar 15 Minuten früher… Die gute alte Zeit ist vorbei.

Und irgendwie tu ich mich schwer damit. Das Traumbild, das ich hatte, ist weg. Die Schule ist modernisiert worden. Der Pausenhof ist schöner, die Aula wurde vergrößert, die Fenster schließen…

Nicht, dass mir irgendwas davon „damals“gefehlt hätte.
Worauf ich, glaube ich, hinaus will: Schule ist ein Gefühl. Das Gebäude und die Personen die „uns Kinder“ begleitet haben, waren schon wichtig, aber sie waren nicht das, was uns nachhaltig beeindruckt hat (wenigstens nicht alle).

Ganz tief in mir drin wird mir klar, was Schule zu dem gemacht hat, was sie mir gewesen ist: meine Freunde. Die Lehrer:innen sind nicht nur für den Lernerfolg verantwortlich, das wissen wir seit „Hattie“ sondern mindestens so sehr, wie die Mitschüler:innen und alle anderen Wegbegleiter:innen für das Gefühl. Das Gefühl, das Schule ausmacht.

Warum ich mir eine „neue Schule“ wünsche…

Ich bin Lehrerin, mit Leib und Seele. Das könnte inzwischen durchgesickert sein. Ich war Schülerin mit Leib und Seele und mit allem, was Schüler so zu bieten haben. Auch das hab ich an der einen oder anderen Stelle schon erwähnt. Als ich während der Lehramtsausbildung mein zweiwöchiges Praktikum an meiner ehemaligen Schule gemacht habe, wusste ich DAS ist mein Beruf, meine Berufung. Die Kommentare meiner „ehemaligen“ Lehrer waren sehr interessant:

Mein Kunstprof, der mich während der Schulzeit recht selten gesehen hatte -ich konnte einfach nicht mit ihm-, meinte:
„Super, zuerst hast du uns Lehrer genervt, jetzt willst du Schüler nerven…“ Meine Philosophie-/Geschichtslehrerin sagte ganz trocken:
„Ich wünsche dir, dass du alles das zurückbekommst, das du uns angetan hast.“ Und das meinte sie sicher nicht nur böse, denn eigentlich mochten wir uns.

Meine Deutschlehrerin war schon damals mein großes Vorbild und ist es bis heute geblieben. Bei ihr durfte ich auch das Praktikum machen. Ich weiß noch, wie sie mich einmal dazu „gezwungen“ hat, mich endlich mit der Erörterung auseinanderzusetzen… Ich habe es gehasst, und auch das hat mich in meiner Entscheidung, Lehrerin zu werden, bestärkt. Sie wusste, mit mir umzugehen.

Etwas ist also schon während der Schulzeit entstanden. Vielleicht nicht der Wunsch zu unterrichten, aber das Gefühl mit Menschen können zu können. Und mich von Menschen inspirieren zu lassen. Vielleicht sollte man sich einfach mal fragen:

Reicht das denn? Oder reicht das denn nicht? Was muss ein guter Lehrer, eine gute Lehrerin denn heute können? Welches Wissen muss vermittelt werden? Schulwissen? „Lebensweisheit“? Geschichte und Geschichten?

Ich wünsche mir eine neue Schule, will #SchuleNeuDenken, will #vomKindaus aufs Kind schauen. Doch mit welchem Blick? Aus welcher Ecke und mit welchem Ziel?

Wenn ich ein Kind wäre (kann ich mich denn als Erwachsener überhaupt in Kinder hineinversetzen?), was würde ich wollen? Gute Noten? Viele Freunde? Selber Entscheidungen treffen?

Ich maße mir nicht an zu wissen, was gut für Kinder ist. Aber ich wünsche mir für MEINE Kinder Menschen, die sie an die Hand nehmen und ein Stück weit begleiten. Die den Weg mit ihnen gehen. Wieviele Stunden am Tag verbringen Kinder in der Schule? Und wieviele Stunden zu Hause?

Es ist glasklar, dass wir Eltern die Referenzpunkt für unsere Kinder sind. Wir waren das immer schon, wir werden es -hoffentlich- auch bleiben. Dieses Recht kann und wird uns keiner nehmen, ebensowenig wie diese PFLICHT.

Doch wie weit darf oder muss Schule sich einmischen? Ich höre immer wieder „Erziehungsauftrag“. Meine Deutschlehrerin hat ihn wahrgenommen. Sie hat an meiner Erziehung mitgewirkt, indem sie mir Vorbild war (und bis heute ist!!!).

Erziehung ist Auftrag und Recht der Eltern. Erziehung hat aber auch was mit Schule zu tun. Eine Schule, in der Eltern, Lehrpersonal und alle, die sonst zum Schulleben so dazugehören (Hausmeister:innen, Küchenpersonal, Sekretariatsangestellte, Erzieher:innen und Tagesheimangestellte, …), vertrauensvollen Umgang miteinander pflegen, sollte alltäglich sein.

Reicht ein „Werteabgleich“? Wer muss auf wen zugehen? Oder muss es Schulen für unterschiedliche „Leben“ geben. „Das Kind im Mittelpunkt“, wie es der Marchtaler Plan vorsieht, ist ein wunderbarer Gedanke, „Hilf mir, es selbst zu tun“ von Maria Montessori, geht in ebendiese Richtung. Viele christlich geprägten Schulen stehen ebenfalls für oder hinter so einer Pädagogik. Doch nicht immer verstehen alle, was damit gemeint ist.

Und so wünsche ich mir eine neue Schule. Eine Schule, die nicht um Schülerzahlen zittern muss, weil sie eine von vielen ist, die das anbietet, was alle anderen auch tun. Ich wünsche mir eine Schule, die dem Kind (vielleicht auch „dem Kind in MIR“) gerecht wird, die die Eltern nicht nur informiert, sondern mit einbindet, die Lehrerinnen und Lehrer einstellt, die sich mit den Werten der Schule und der Kinder identifizieren und so die Schule lebendig machen.

Wenn ich Schule neu denke, dann träume ich.
Und meine Träume sind bunt
und vielfältig
und voller Leben.

Wie war das gleich mit dem Biorhythmus?

Ich kenn mich da ja nicht so aus. Und eigentlich ist es mir ja auch egal oder so.
Aber es hätte schon was, wenn meine Kinder ausgeschlafen in die Schule gehen könnte. UND wenn meine Schüler ausgeschlafen in der ersten Stunde erscheinen würden

Chances are: das wird vielleicht doch nochmal was?
Obwohl ich da nicht so viel Hoffnung habe.
„Warum beginnt denn die Schule hier schon um 07:30 Uhr?“
„Die Schulbusse kommen hier so früh an.“
„Aber wenn ihr hier später anfangen würdet?“
„Geht nicht, da fahren keine Busse mehr.“

Heißt: Der Dienstleister hat das Sagen.
Ich sorge dafür, dass die Kinder an die Schule kommen, die bezahlen dafür (je nach dem, wo du wohnst, MEHR als Erwachsene im regulären Busverkehr für die selbe Strecke zahlen würden) und ICH bestimme eure Anfangszeiten.

Finde ich schwierig. Aber ich bin natürlich keine Geschäftsfrau. Ich bin eher Mutter und Lehrerin und ganz schön oft ganz schön müde.
Und wenn ich erst um 08:20 anfangen müsste, fände ich das schon sehr cool.

Ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob ein späterer Schulbeginn tatsächlich etwas bringen würde. Vor allem, weil ich mich grad selber frage: WAS sollte er denn bringen?

Nicht, dass ich nicht glaube, dass es den Biorhythmus gibt. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Schulen einiges an Stress rausnehmen könnten, wenn sie es schafften, die Anfangszeiten zu flexibilisieren. Was, wenn Schüler selber entscheiden könnten, ob sie um halb 8 oder um halb 9 anfangen wollten?

Das wäre doch mal was.
Wenn ich den Gedanken weiterspinne und mal nur an die Kinder denke, hieße das für Lehrende vielleicht, dass sie morgens sowas wie Zeit hätten. Zeit sich abzusprechen, Ideen auszutauschen, gemeinsamen Unterricht weiterzuentwickeln.

Sowas passiert auch jetzt, ich weiß. Und ich kenne Ideen, an den einzelnen Unterrichtseinheiten ein paar Minuten abzuknapsen, um so zu Kooperationszeit zu kommen. Auch das ist denkbar. Aber warum nicht zwei Fliegen mit einer Klappe?

Gerade in der Pubertät sind die Kinder doch tendenziell Spätaufsteher. Meine jedenfalls. Und ganz ehrlich, in der Pubertät meiner Kinder werde ich NICHT zur Frühaufsteherin. Unsere Diskussionen gehen oft bis weit nach Schlafenszeit…

und auch deshalb fände ich flexible Anfangszeiten cool. Sowas wie eine „Boardingtime“. Aber mit klaren Regeln: „Wenn du hier bist, dann komm gut an. Mach Hausis (falls es die in dem Konzept noch gibt), wiederhole mit anderen, hilf anderen, sei ein Teil der Gemeinschaft“

Trauen wir uns sowas zu? Auch als Eltern? Denn für uns heißt es dann auch: Flexibel sein im Arbeitsbeginn oder in dem, was wir unseren Kindern zutrauen. Wenn ich um halb acht aus dem Haus gehe, wird mein Pubertier dann aufstehen und sich auf halb 9 in Richtung Schule bewegt haben? Ich bin mir nicht sicher. Aber vielleicht muss ich „Muttertier“ hier auch mal in Richtung Eigenverantwortung denken… Und zulassen, dass auch meine Kinder erwachsen werden…

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